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MONEY-PENNY

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Von der Lichtkuppel bis zum Boden schlingt sich ein monumentales Gewirr voluminöser schwarzer Schläuche, ein Dschungel dickleibiger Lianen. An Kreuzungspunkten unterbrechen zwölf Monitore das großförmige Dickicht. Auf jeweils einem davon häufen sich ein Münzstapel, wie in einer Geldzählmaschine: Münzen schießen zentripetal zusammen, Münzen werden zentrifugal nach außen gefegt, bis der Monitor leer ist. Parallel dazu füllt und leert sich ein anderer Bildschirm mit der gleichen Sequenz. Euro-Geldstücke treten hervor und tauchen ab, nichts geht verloren. Irgendwie doch: das Prinzip kommunizierender Röhren, bei dem es nicht vorkommt, dass ein englischer Jungbänker die halbe Bank von Singapur digital abräumt.

Ein Zufallsgenerator bestimmt die Bewegungen. Elf Monitore gehen immer leer aus, nur einer wird mit Geld bedient. Darf man vereinfachen: Sog und Schleuder, Einzahlung und Auszahlung, auf den Punkt hin dramatisiert? Die Abstraktion Bank, auf dem aktuellen Stand sichtbar und skulptural konkret gemacht?

Doch „Money Penny“ öffnet sich noch in einem weiteren Horizont von Assoziationen. Erinnert der hektische Zu- und Abstrom nicht an Spieltische, an Roulette und die flinken Rechen der Croupiers? Ruft der springende Kreislauf, in dem die Münzen von oben nach unten und zurück wandern, nicht Lebensräder an mittelalterlichen Kirchenfassaden wach? Gewinnt das Video-Stück so nicht eine tiefere Dimension? Hinter der profanen Metapher für Geld und Bank taucht die alte Schicksalsfrage nach dem wandelbaren Glück hervor.

Manfred Schneckenburger

Auszug aus: Euro-Spiele, in: Kunst in die Sparkassenakademie. Ein Kunst-am-Bau-Wettbewerb der Westfälisch-Lippischen Sparkassenakademie, Kunstakademie Münster, 2002, S. 33